Meine Tage in Nordgriechenland an der Seite meines Babás neigen sich ihrem Ende zu. Es beschleicht mich Wehmut, dass ich morgen Richtung Athen aufbrechen muss, denn der eigentlich Anlass meiner Reise ist die Olivenernte in der Egialia ...
Heute war noch einmal dicht angefüllt mit unauslöschlichen Erlebnissen. Ich will heut gar nicht viel schreiben, obwohl es so viel zu erzählen gäbe, aber die Fülle der Eindrücke war einfach zu groß, um sie binnen wenigen Stunden sortieren und in Worte fassen zu können.
Allein der königliche Beginn im Rodopi Mountain Range National Park. Dort erlebte ich Naturschönheiten meiner Heimat meines Vaters und seinen Vorfahren von einer Seite, die ich bisher so nicht kannte. Mich wundert nicht, weshalb sich mein Cousin Anastasios, der Bürgermeister von Paranesti, so dafür einsetzt, dass dieser Flecken Natur in den Rang eines UNESCO-Weltnaturerbes erhoben wird.
Babás und ich haben dort in den Bergen Babás Cousine Vassiliki und ihren Mann Theologos besucht, die in der Einsamkeit der Natur Rinder, Schafe und Ziegen züchten. Leider waren die meisten Tiere gerade auf ihren Weiden, weit verteilt in der weiten Landschaft, so dass ich nur eine neugierige Kuh und die beiden Hofhunde ablichten konnte. Vassiliki und Theologos leben nach unseren Maßstäben in sehr schlichten materiellen Verhältnissen. Mein Eindruck aber ist, dass sie zufriedener und glücklicher sind, als mancher Mensch, der alles hat und sich alles leisten kann und sich nach einem Leben in Einfachheit sehnt. Vielleicht muss man ja einen Kennedy-Wandteppich sein Eigen nennen, um glücklich zu sein? Das vielleicht skurrilste Exponat in beider Heim, das ein Panoptikum des Wunderns und Staunens für mich ist. Auf eine warme Weise habe ich mich bei Vassiliki und Theologos auch dank der Wärme ihrer Herzen sehr wohl gefühlt ...
Wir hatten uns mit meinem Onkel Tassos, den ich Euch gestern bereits vorgestellt habe, bei seinen Bienenstöcken in den Bergen verabredet. Das war für mich, die gewaltigen Respekt vor Bienen und ihren Stacheln hat, ein echter Thriller: Hautnah dabei mit meiner Kamera, um Euch das Video von der Suche nach der Bienenköngin zu drehen, das Ihr auf meiner Facebookseite anschauen könnt. Ich hatte Glück, oder war es Onkel Tassos Ruhe, von der ich mich mitnehmen ließ - ich habe keinen einzigen Stich abbekommen. Danke, lieber Onkel für dieses unvergessliche Erlebnis, das meine ohnehin sehr hohe Wertschätzung für dein Können und deinen wundervollen Honig noch vertieft hat. Bienen, die hier oben in der intakten Natur des Nationalparks Pollen sammeln, können eigentlich nur sagenhaft guten Honig zuwege bringen ...
Auf der Fahrt zurück nach Drama zu Babás Lebensgefährtin Roula, machten wir einen Zwischenstop zum "Einkaufen" im Garten von Babás Freund Stathis. Ein sehr, sehr schöner Garten mit einer Fülle an Obst und Gemüsen. Danke, lieber Stathis, dass wir uns bedienen durften:
Bei Roula und ihren Söhnen gab es wieder frischen Fisch vom Grill und dazu unvergleichlich frischen, saftigen, aromatischen Salat. Wie ich dieses Essen meiner Heimat liebe! Ach ja, auf dem Weg zu Roula sprang uns doch tatsächlich eine Sacharoplastia mehr oder minder direkt vors Auto! Nein, ich konnte nicht widerstehen ...
Am Abend dann gab es bei Tante Toula noch eine wundervolle griechische Pizza. Würde Tante Toula in Deutschland eine Taverne betreiben, man müsste vier Wochen auf einen Tisch warten, so großartig kocht und backt sie.
Genug erzählt für heute. Ihr wollt sicher auf endlich ins Bett.
Kalinichta & apo avrio
Eure Spyridoula